dimanche 10 février 2008

Lidl hat sich schon 62 Läden gesichert (Wirtschaft, Aktuell, NZZ Online)

Lidl hat sich schon 62 Läden gesichert (Wirtschaft, Aktuell, NZZ Online)

10. Februar 2008, NZZ am Sonntag

Lidl hat sich schon 62 Läden gesichert

Lidl hat sich schon 62 Läden gesichert

Der deutsche Discounter richtet in der Schweiz mit grosser Kelle an. 59 weitere Baugesuche sind noch hängig





Still und heimlich bereitet Lidl den Angriff auf den Schweizer Detailhandelsmarkt vor. Bald sollen Gespräche mit verschiedenen Markenartikel-Lieferanten geführt werden. Ziel ist ein Sortiment mit 1500 Artikeln.

Peter Keller

Unter den Schweizer Detailhändlern breitet sich zunehmend Unruhe aus. Grund ist der erwartete Markteintritt des deutschen Hard-Discounters Lidl und die Expansion des Erzrivalen Aldi, der die Branche seit Herbst 2005 aufmischt. Die Schweiz stehe mitten in einer Revolution im Einzelhandel, sagte kürzlich ein Analyst der deutschen Landesbank Kepler in der «Financial Times» bedeutungsvoll. Lidl werde den Markt noch weiter beleben.


Der genaue Startzeitpunkt der Deutschen, die sich offiziell nicht äussern wollen, steht noch nicht fest. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die ersten Filialen im Herbst 2008 eröffnet werden. Öfter ist in der Branche aber als Starttermin auch Anfang 2009 zu hören. Unabhängig vom Zeitpunkt dürfte Lidl auf einen Schlag mit 30 bis 40 Läden beginnen. Bis Ende 2007 hat das zur Schwarz-Firmengruppe gehörende Unternehmen in der Schweiz bereits die Baubewilligungen für 62 Standorte erhalten, wie aus entsprechenden Auswertungen hervorgeht. Zudem sind weitere 59 Gesuche hängig. In Weinfelden (TG) wird demnächst die erste Verteilzentrale in Betrieb genommen. Im gleichen Ort sind auch der Firmensitz und ein Pilot-Laden angesiedelt.

Lidl plant, in den kommenden Wochen erste Gespräche mit Markenartikel-Lieferanten zu führen, wie die deutsche «Lebensmittelzeitung» zu berichten weiss. Der Discounter will dabei gemäss Angaben auf seiner Internet-Homepage ein Sortiment von rund 1500 Artikeln anbieten, das viele Schweizer und internationale Marken umfasse. Ausgewählt werden vor allem Leader-Produkte, die hohe Umsätze versprechen und zum «günstigsten Preis» angeboten werden. Wer ein möglichst breites Sortiment sucht, kommt nicht auf die Rechnung und muss auf die beiden Platzhirsche Coop und Migros zurückgreifen.

Neben den Markenartikeln, deren Anteil je nach Land variiert und in der Regel rund 40% am gesamten Sortiment beträgt, will Lidl eine «frische und hochwertige» Obst- und Gemüseauswahl im Offenverkauf sowie Molkereiprodukte führen. Zudem sind wöchentliche Aktionen mit speziellen Artikeln aus dem Nonfood-Bereich vorgesehen.

Bereits soll es etablierte Händler geben, die auf exklusive Belieferung pochen und Artikel aus ihrem Verkaufsregal verbannen wollen, sofern ein Hersteller Lidl bedienen würde. Doch diese Drohungen dürften von wenig Erfolg gekrönt sein. Beim Kauf von Denner durch die Migros hat die Wettbewerbskommission solchen Ansinnen einen Riegel geschoben. Für die Markenartikler dürfte Lidl in Zukunft vielmehr neue Marktchancen bieten. «Nichts spricht gegen eine faire Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien», erklärt Anastasia Li-Treyer, Direktorin des Markenverbandes Promarca, auf Anfrage. Wenig Hoffnungen machten sich die Markenartikel-Hersteller bei Aldi. Der Discounter setzt im Gegensatz zu Lidl fast ausschliesslich auf Eigenmarken.

Aldi besitzt in der Schweiz einen Vorsprung auf den Konkurrenten. Seit dem Start sind inzwischen 58 Filialen eröffnet worden. «Wir werden Schritt für Schritt weiterfahren, bis wir überall präsent sind», erklärt Pressesprecher Sven Bradke. Schwerpunkt der Expansion wird 2008 die Westschweiz sein, wo in Domdidier (FR) ein neues Logistikzentrum in Betrieb genommen wird. Aldi beschäftigt inzwischen über 1000 Mitarbeitende, hüllt sich aber in vornehmes Schweigen, was die Umsatzentwicklung anbetrifft.

Branchenexperten gehen bei einer durchschnittlichen Aldi-Verkaufsfläche von 900 Quadratmetern von einem Jahresumsatz von ungefähr 11 bis 12 Mio. Fr. pro Filiale aus. Bei Lidl wird wegen der etwas kleineren Fläche von 750 Quadratmetern mit Werten von rund 7 bis 8 Mio. Fr. gerechnet. Stimmen diese Schätzungen, so dürften die beiden Hard-Discounter bis ins Jahr 2010 im Lebensmittel-Detailhandel einen respektablen Marktanteil von 4 bis 6% erobern.

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