Mit einem gefälschten Facebook- Profil treibt ein Unbekannter ein fieses Spiel und gibt sich als Ex-Miss-Schweiz Jennifer Ann Gerber aus. Viele ihrer Freunde und auch Prominente sind darauf hereingefallen. Die Fälle von Facebook-Betrug häufen sich.
VON SACHA ERCOLANI
Jennifer Ann Gerber ist stinksauer: Eine unbekannte Person hat vor wenigen Wochen mit ihren Fotos und ihrem Namen ein Facebook-Profil eröffnet, knüpfte seither schon mehr als 120 Kontakte und flirtet beinahe täglich im Facebook-Chat mit Männern. «Ich glaube, ich bin im falschen Film. Es ist unglaublich, dass so etwas überhaupt möglich ist», ärgert sich die PR-Fachfrau und TV-Moderatorin. Zudem gibt die Person eine gefälschte Hotmail-E-Mail-Adresse im Profil an: jennyanngerber@hotmail.com. Über diese Adresse mailt er mit Freunden von Gerber.
Eine Kollegin hat die Ex-Miss auf den Betrug aufmerksam gemacht. «Sie sagte, sie habe mehrmals mit mir auf Facebook gechattet. Das stimmte aber nicht, denn ich bin auf keiner dieser Plattformen angemeldet.» Die unter falscher Identität angemeldete Person hat noch mit anderen Freunden gechattet oder Nachrichten geschrieben – und prominente Freundinnen wie Melanie Winiger oder Nadine Vinzens sind auf die falschen Anfragen reingefallen.
«So etwas ist ein extremer Eingriff in die Privatsphäre, es ist irreführend und geschäftsschädigend», sagt Gerber. Als sie davon erfuhr, versuchte sie sofort mit Facebook in Kontakt zu treten und schrieb ein Beschwerde-Mail. «Es ist sehr mühsam, beim Kunden- und Help-Service durchzukommen. Ständig kamen Fehlermeldungen der Website – und bis jetzt habe ich noch keine Antwort auf mein E-Mail erhalten», so Gerber.
«Sollte das falsche Profil nicht umgehend gelöscht werden, überlege ich mir, rechtlich vorzugehen. Zudem hoffe ich, von Facebook zu erfahren, wer dahintersteckt. Technisch kann man dies anhand der IP-Adresse leicht herausfinden.» Auch der «Sonntag» versuchte mit Facebook und dem Betrüger per Facebook und Hotmail in Kontakt zu treten, doch die Anfragen blieben bisher unbeantwortet.
Jennifer Ann Gerber ist nicht die Einzige, die ohne ihr Wissen bei Facebook angemeldet wurde: «Ich bin auch auf Facebook – aber ohne mein Dazutun», sagte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf vor kurzem. «Mein Sohn wies mich darauf hin, dass jemand mit meinem Namen eine Seite eingerichtet hat.» Es tauchen immer mehr gefälschte Profile von Prominenten auf. Der Trend nennt sich «Facebooking» und betrifft vor allem Stars, die gerade besonders populär sind. Von Oscar-Preisträgerin Kate Winslet gibt es derzeit rund ein Dutzend falscher Profile. Aber grundsätzlich kann es jeden Menschen treffen, es häufen sich auch die Klagen von Normalsterblichen.
Facebook hat vor zwei Monaten eingeräumt, dass es Probleme mit gefälschten Profilen gibt, und nimmt solche angeblich «umgehend» vom Netz. Der Anbieter hat zu diesem Zweck sogar extra Rechercheure eingestellt, welche die Authentizität der Profile von VIPs prüfen. Allerdings sind manche der Nachahmungen so gut gemacht, dass bereits mehrfach die Originale statt der gefälschten Web-Seiten deaktiviert wurden. So hat Facebook versehentlich das Profil von Fussballstar David Beckham gelöscht.
Falls Jennifer Ann Gerber rechtlich vorgehen wird, stehen ihre Chancen gut: Wer das Profil eines anderen auf Myspace, Facebook oder anderen Plattformen fälscht, muss mit einer happigen Strafe rechnen – zumindest in den angelsächsischen Ländern. In Grossbritannien wurde ein Fälscher im vergangenen Jahr zu umgerechnet 50 000 Franken Schadenersatz verurteilt. Der Mann hatte ein gefälschtes Profil seiner Ex-Freundin mit kompromittierenden Informationen online gestellt.
«Frau Gerber kann wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts zivilrechtlich gegen Facebook vorgehen», sagt der renommierte Schweizer Medien-Anwalt Dr. Georg Gremmelspacher. «Sie kann zudem eine Strafanzeige einreichen gegen die unbekannte Person, welche das Facebook-Profil und die Hotmail-E-Mail-Adresse unter fremdem Namen missbraucht.»
Samstag, 17. Oktober 2009 23:00
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