Cablecom will die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Einführung einer neuen, komplexen ERP-Suite bis Ende Oktober in den Griff bekommen.
Welch desaströse Folgen eine mit Problemen verbundene Einführung von grossen betriebswirtschaftlichen Lösungen haben können, zeigt sich aktuell bei Cablecom. Der Zürcher Kabel-TV-Anbieter steht - nicht nur, aber auch - wegen Problemen mit den neuen, zentralen Systemen im Kreuzfeuer der Kritik. 'Blick am Abend' titelte gestern "Kein Anschluss unter Cablecom" und berichtete von Cablecom-Kunden, die keine oder falsche Rechnungen erhalten haben und die nun ohne Telefon- und Internet-Anschluss auskommen müssen. Die 'SonntagsZeitung' ihrerseits lastete die Probleme mit der Einführung der Software dem Cablecom-Chef an: "Rudolf Fischer verliert den Anschluss".
Troubles mit 'UPC Derby suite'Dabei war die Einführung einer neuen, kompakten Business-Software bei Cablcom offenbar ein absolut dringendes Anliegen. Vielleicht zu dringend?
Wie uns Cablecom-Sprecher Hans-Peter Nehmer schreibt, waren zuvor unterschiedliche Systeme für die diversen Dienstleistungsbereiche (TV, Internet, Telefonie) im Einsatz. Dies habe die Lancierung neuer, interaktiver Digitaldienste wie Video-on-Demand und Catch-up-TV erschwert, verteuert wenn nicht gar ganz verhindert.
Deshalb hat man beschlossen, eine ERP-Suite aus dem Mutterhaus namens 'UPC Derby suite', die "seit langem" in einigen europäischen Ländern in Betrieb ist, einzuführen. Kernkomponenten sind die Verrechnungslösung Kenan FX des US-Herstellers Comverse sowie die CRM-Lösung Prodigy. Cablecom gibt keine genauen Auskünfte über die Kosten des Grossprojekts. Sie sollen sich "im hohen zweistelligen Millionenbereich" bewegen.
Betroffene Kunden sollen nichts tunDa offenbar Fehler bei der Datenübernahme aus den alten Systemen in die neue Suite gemacht wurden, wurden nun falsche oder gar keine Rechnungen verschickt. Nehmer beziffert die Zahl der betroffenen Kunden, die Cablecom bekannt sind, mit "mehrere Hundert".
Diese Probleme führten natürlich dazu, dass der Kundendienst von Cablecom hoffnungslos überlastet wurde - was für noch mehr böses Blut sorgte. Man habe nun kurzfristig 60 zusätzliche Mitarbeitende im Kundendienst eingestellt, um die offenen Fälle möglichst rasch zu lösen.
Betroffene Kunden müssen gemäss Nehmer gar nichts unternehmen. Die Fehler sollten mit der nächsten Rechnung korrigiert werden. Bis Ende Oktober sollen alle Systeme "reibungslos laufen", hofft man an der Zürcher Zollstrasse.
(Christoph Hugenschmidt)
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