Der Fantasie wachsen Flügel
26.04 07:50
BILLIGSTTICKETS - Mit der Absicht, auch auf Langstrecken Billigflüge anzubieten, hat sich Ryanair-Chef Michael O'Leary den Spott der Konkurrenz eingehandelt. Bislang schlugen alle Versuche fehl.
von Iso Ambühl
Ryanair-Chef Michael O'Leary, 46, gefällt sich in der Rolle des «bad guy» der Branche. Der Chef von Europas grösstem und profitabelstem Billigflieger verärgert die Konkurrenten regelmässig mit flotten Sprüchen. Kürzlich war es wieder so weit: Michael O'Leary kündigte an, dass Ryanair um das Jahr 2010 Langstreckenflüge für nur 10 Euro (exklusive Gebühren) anbieten werde.
Erste Ziele sollen sekundäre US-Airports wie Baltimore, Providence Rhode Island oder New York Long Island sein. Die höheren Kosten will O'Leary über Zusatzverdienste wie den Verkauf von Verpflegung und Duty-free-Produkten, Hotelbuchungen, Reiseversicherungen, Unterhaltungsprogramme an Bord, spezielle Tarife für das Gepäck oder Autovermietungen hereinholen.
«Absoluter Blödsinn», sagt der Air-Berlin-Chef
Das Echo auf den jüngsten Streich des Iren lässt nicht auf sich warten. Als «absoluten Blödsinn» bezeichnet Air-Berlin-Chef Joachim Hunold den Plan im Berliner «Tagespiegel». Auf der Langstrecke sei ein Durchschnittspreis von 500 bis 900 Euro nötig. Hier handle es sich einmal mehr um einen Marketing-Gag O'Learys, doppelt Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel nach: «Das Billigfliegerkonzept funktioniert nur auf der Kurzstrecke.» Air Berlin werde nach der Übernahme des Ferienfliegers LTU und nach der Beteiligung bei der Schweizer Belair von Hotelplan keine Billigtarife auf der Langstrecke anbieten. Auch Easyjet, die Nummer 2 der Billigflieger, grenzt sich ab: «Wir konzentrieren uns auf das, was wir können: auf die Kurzstrecke.»
Etablierte Langstrecken-Airlines wie die Swiss zeigen sich wenig beeindruckt: «Auf der Langstrecke fehlt im Gegensatz zur Kurzstrecke ein wesentlicher Optimierungshebel: die höhere Flugzeug- und Personalproduktivität», sagt Swiss-Netzwerkchef Harry Hohmeister. Auf der Langstrecke ist die Flugzeugproduktivität aller ohnehin hoch. Somit blieben nur noch Einsparungen von Serviceleistungen. Auf Interkontinentalflügen wollten die Passagiere aber nicht auf ihren Service und auf das Sammeln von Meilen verzichten, sagt Hohmeister, der klarmacht: «Günstige Preise (alles inklusive) haben wir auf der Langstrecke saisonabhängig auch.»
Aktivitäten der Billigflieger wie tiefe Kosten für Marketing, Administration oder das Online-Buchungssystem sowie der Verkauf der Verpflegung an Bord könnten sicherlich von der Kurz- auf die Langstrecke übertragen werden, sagt Luftfahrtspezialist Andreas Wittmer von der Uni St. Gallen. Bei Flügen von acht Stunden und mehr kommt dem Flugbenzin ein hoher Stellenwert zu. Ein Kostenblock, den die Billigflieger nicht durch den Preismix von First-, Business- und Economyclass abfedern können.
Die Aufgabe ist nicht einfach: Ende 2006 groundete Air Madrid, die Low-Cost-Flüge von der spanischen Hauptstadt nach Südamerika anbot. Seit Oktober 2006 ist die Airline Oasis mit zwei Boeing 747-400 auf der Strecke Hongkong-London (Gatwick) unterwegs. Diese Woche waren in der Economy für den Flug ab London noch kurzfristig Plätze für 391 bis 839 Franken inklusive Gebühren von 182 Franken erhältlich. Ein Flug, der bei British Airways ab London-Heathrow 1900 Franken kostet. Der Sitzladefaktor von Oasis soll über 70 Prozent liegen. Andere Billigflieger auf der Langstrecke sind der australische Low-Cost-Carrier Jet Star nach Asien, die kanadische Zoom mit Flügen nach London und Paris oder die in Malaysia stationierte Air Asia, die 2008 mit der Tochtergesellschaft Air Asia X Flüge nach Europa plant.
Ryan Air muss die Wachstumsraten hochhalten
Dass Ryanair Langstrecken-Träume hegt, hängt damit zusammen, dass der Billigflieger seine Wachstumsraten hochhalten muss. Der europäische Markt sättigt sich: 2010 wird jeder dritte Passagier in Europa mit einem Low-Cost-Carrier (LCC) reisen. Aber auch die etablierten Airlines haben nach dem Vorbild der LCC ihre Kosten gesenkt und bieten Preisaktionen an.
O'Leary scheint sich seiner Sache nicht so sicher zu sein. Die Langstrecke will er nur mit einer Tochtergesellschaft angehen. «So riskiert er nicht, dass der Marktname von Ryanair ‹verwässert› oder sonstwie beschädigt wird», sagt der deutsche Aviatikanalyst Per-Ola Hellgren.
Ryan-Air-Chef Michael O'Learys utopische Idee: Für 10 Euro nach New York.
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