Urs Mansmann
Abzocke mit Satelliten-Nummern
Die Betreiber unseriöser Mehrwertdienste und Dialer finden ständig neue Schlupflöcher. c't gelang nun der Nachweis, dass Satelliten-Rufnummern in Wirklichkeit im Festnetz geschaltet sind und als Ersatz für 0190-Rufnummern fungieren. So hat die Firma MSN communication GmbH aus Ransbach-Baumbach 0088213-Rufnummern, die offiziell dem Satelliten-Dienst EMSAT zugewiesen sind, im Programm. Wer eine solche Satelliten-Nummer anruft, bezahlt drei Euro pro Minute, der Angerufene erhält davon 25 Cent. Dieses Angebot ist offenbar nur unter dem Ladentisch und auf explizite Nachfrage erhältlich.
Die Verordnungen zum Kundenschutz werden mit den Satelliten-Nummern elegant ausgehebelt, denn die Betreiber der Satelliten sitzen im Ausland, die Telefonate werden demzufolge als Auslandsgespräche abgerechnet, obwohl sie in Wirklichkeit einen Mehrwertdienst darstellen. Das führt für den Kunden zu der unerfreulichen Situation, dass er selbst dann auf den Kosten sitzen bleiben könnte, wenn er eindeutig nachweisen kann, dass ein betrügerischer Dialer am Werk war. Dennoch sollte man als Opfer genau wie bei einer 0190/0900-Rufnummer die Zahlung mit Hinweis auf die nicht beabsichtigte Einwahl verweigern.
Die T-Com hat auf den wiederholten Missbrauch bereits reagiert und einschlägig bekannte Zielrufnummern gesperrt. Das aber führt zu einem Rennen zwischen Hase und Igel, denn die Betreiber können sehr schnell neue Nummern zuweisen, die die betroffenen Telefongesellschaften zunächst ausfindig machen müssen, um sie wiederum zu sperren.
Auch die Regulierungsbehörde (RegTP) will gegen die verkappten Mehrwertdienste vorgehen: „Wir prüfen derzeit, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, um einen solchen Missbrauch zu unterbinden“, berichtet Rudolf Boll, der Pressesprecher der RegTP.
Das Geschäft mit den Trickser-Nummern brummt derweil offenbar. Eine Telefonkundin, deren deutsche Rufnummer mit den Ziffern 088213 beginnt, berichtete c't, dass sie seit einigen Wochen rund um die Uhr zahlreiche Anrufe von Modems oder Faxgeräten erhalte. Die Anrufer hatten offenbar eine „0“ bei der Anwahl der Satelliten-Nummer weggelassen.
Der Betreiber des Satelliten-Dienstes EMSAT, die Eutelsat mit Sitz in Paris, gibt sich über diese Entwicklung alles andere als glücklich, weist jedoch die Verantwortung vehement von sich. Man sei nicht Betreiber der Vorwahl 0088213, betont Eutelsat-Pressesprecher Markus Fuchs, sondern stelle lediglich die technische Plattform zur Verfügung.
Das Gateway zum EMSAT-Dienst betreibt tatsächlich die italienische Firma Telespazio S. p. A. in Rom. Dort laufen alle Anrufe für die Vorwahl 0088213 auf und Telespazio kassiert die Gebühren dafür. Offensichtlich konnte man dort der Versuchung nicht widerstehen, schnelle Kasse zu machen. Bei Recherchen im Internet stießen wir auf zahlreiche italienische Erotikangebote mit der EMSAT-Vorwahl. Der Bitte von c't um eine Stellungnahme kam Telespazio bis zum Redaktionsschluss nicht nach.
Einstweilen bleibt nur der Schutz per Dialer-Warnprogramm und Rufnummernsperre. Bei der festen Sperre bietet die T-Com allerdings nur zwei Möglichkeiten an, Auslandsgespräche zu sperren: Entweder sperrt man alle Verbindungen, die mit „00“ beginnen, oder nur außereuropäische und Satelliten-Verbindungen. Diese Sperre lässt sich auch mit einer für 0190/0900-Nummern kombinieren. Anders als die 0190-Sperre lässt sich die Auslandssperre allerdings durch das Wählen einer Sparvorwahl aushebeln. Wer ganz sichergehen will, müsste daher auch auf Call-by-Call-Gespräche verzichten und die Vorwahl 010 sperren lassen. (uma)
[#anfang Seitenanfang]
EMSAT-Rufnummern
Alle EMSAT-Rufnummern sind nach einem bestimmten Schema aufgebaut. Nach der Vorwahl folgen drei Rufnummerngruppen. Eine Verbindung über den Satelliten wird nur hergestellt, wenn die Nummer aus einer der nachfolgend genannten Ziffernkombinationen besteht. In allen anderen Fällen handelt es sich laut Satellitenbetreiber Eutelsat nicht um eine Verbindung zu EMSAT, sondern zu einem Mehrwertdienst, für den die Telespazio verantwortlich zeichnet.
Aucun commentaire:
Enregistrer un commentaire