Von Mirjam Comtesse. Aktualisiert am 22.04.2010
Der deutsche Elektronikdiscounter Saturn eröffnet die ersten Schweizer Märkte. Auch hier solle das Motto gelten «Geiz ist geil», sagt Geschäftsleitungsmitglied Bernhard Hochspach.
Saturn expandiert kräftig in der Schweiz. Nach dem ersten Markt in Basel wird heute in Volketswil ein Geschäft eröffnet, in einer Woche ist Schönbühl bei Bern dran, und im Herbst soll Winterthur folgen. Was kommt noch?
Bernhard Hochspach: Die Expansion läuft im gleichen Rahmen weiter, also relativ aggressiv. Unsere Studien zeigen, dass die Schweiz noch Platz für rund 15Saturn-Märkte bietet. Wir möchten diese Geschäfte so schnell wie möglich eröffnen. Allerdings müssen die gewünschten Standorte erst verfügbar sein.
In Lyssach steht ein Media-Markt, der ebenfalls zur Media-Saturn-Gruppe gehört. Wieso konkurrenziert Saturn seine eigene Schwester?
Wir verfolgen eine konsequente Zwei-Marken-Strategie. Der Media-Markt ist in der Schweiz bereits gut positioniert. Die hausgemachte Konkurrenz mag ungewöhnlich erscheinen. Doch der Kunde hat so die Auswahl zwischen zwei Marken, die sich im Detail durchaus unterscheiden.
Was ist denn der Unterschied zwischen einem Media-Markt-und einem Saturn-Kunden?
Sie suchen ein anderes Einkaufserlebnis. Saturn steht für eine technik-affine Zielgruppe, die immer das Neuste will. Die Einrichtung der Märkte erinnert an eine Messe. Media-Markt dagegen richtet sich mehr auf den Zeitgeist aus.
Dann werden zumindest andere günstige Elektronikunternehmen wie etwa M-Electronics, Interdiscount und Fust von der neuen Konkurrenz betroffen sein. Die Schweiz ist mit solchen Geschäften breit abgedeckt. Wo sehen Sie da überhaupt noch eine Lücke für Saturn?
Es gibt auf jeden Fall weiteres Potenzial. Saturn bringt mit seinem Konzept etwas Neues.
Was genau ist denn das Spezielle an Saturn – abgesehen davon, dass sie die neusten Entwicklungen im Sortiment haben wollen?
Im Vordergrund stehen natürlich die günstigen Preise und die grosse Auswahl. Dazu kommt unser Service-Konzept namens «Power-Service» hinzu, das eigens für Saturn in der Schweiz entwickelt wurde.
Was ist «Power-Service»?
Dabei geht es um Dienstleistungen wie Lieferung, Montage, Reparatur. Wir bieten unseren Kunden auch Schulungen an und liefern auf Wunsch zusätzliche Kabel oder Stecker. Diese Dienstleistungspakete können die Kundinnen und Kunden direkt in den Filialen kaufen.
Und das gibt es nur in der Schweiz?
«Power-Service» bieten wir auch im benachbarten Ausland an. Doch in der Schweiz übernimmt eine eigene Tochterfirma die Dienstleistungen. So haben wir einen grösseren Einfluss auf die Qualität.
Sie haben es angedeutet: Saturn nimmt für sich in Anspruch, immer günstiger zu sein als die Konkurrenz. Wie ist das möglich?
Saturn profitiert von der Grösse des Konzerns. Das heisst, wir können mit internationalen Preisen operieren. Hinzu kommt die lokale Verankerung: Die Geschäftsführer vor Ort haben die Preise der lokalen Mitbewerber permanent im Auge, so können sie für die Preisführerschaft in ihrem Gebiet sorgen.
Trotzdem: Saturn ist ja kein selbstloses Unternehmen, das möglichst günstige Geräte anbieten will. Ein Gewinn muss rausschauen.
Wir haben flache Hierarchien, ein günstiges Kostenmanagement und keine zentrale Struktur, die viel Geld kostet.
Und das reicht? Halten Sie nicht einfach die Löhne tief, damit der Ertrag stimmt?
Wir gehen nicht an den Markt und stellen Leute unter der Würdegrenze ein. Wir importieren also nicht deutsche Arbeitskräfte zu Billigpreisen, sondern setzen auf lokale Mitarbeiter, welche die Kultur verstehen. Damit ist das Lohngefüge automatisch lokal angepasst. Unsere Angestellten verdienen eher über dem Branchenschnitt.
Richtet sich auch die Werbung lokal aus? In Deutschland wirbt Saturn ja mit dem Slogan «Geiz ist geil». In der Schweiz kommen solch markigen Sprüche wahrscheinlich weniger gut an.
Auch unsere Schweizer Kunden sind in der aktuellen Wirtschaftssituation sehr preissensibel. In Deutschland ist der Werbespruch zu einem stehenden Begriff geworden, und in der Schweiz war er schon bekannt, bevor es den ersten Saturn-Markt gab. Es wäre ein Fehler, nicht von dieser Markenkraft zu profitieren.
Wie sieht es mit weiteren Zukunftsplänen aus? Bisher vertreibt Saturn seine Geräte nur in den Filialen und verzichtet auf ein Onlineangebot. Wird sich dies in absehbarer Zeit ändern?
Unser Konzern testet momentan ein Onlineangebot in Holland und Österreich. Falls es ankommt, wird es sicher auf weitere Ländern ausgedehnt – auch auf die Schweiz.
(Berner Zeitung)
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