Lidl hat sich in der Schweiz bereits 100 Standorte gesichert – Migros und Coop sind gefordert
Die deutsche Ladenkette Lidl verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele: Diese Woche wird in Basel die dreissigste Filiale eröffnet, 2010 soll das Ladennetz gar verdoppelt werden.
Peter Keller
Lidl breitet sich in der Schweiz aus: Die Discountkette hat sich bereits 100 Standorte gesichert, wie Marktexperten bestätigen. Die Deutschen kaufen oder mieten Grundstücke und Immobilien. In Frage kommt auch die Übernahme von bestehenden Objekten. Allerdings hat Lidl bei gewissen Projekten die notwendigen Baubewilligungen noch nicht erhalten.
Schritt in die Romandie
Firmensprecherin Paloma Martino erklärt auf Anfrage lediglich, dass in diesem Jahr zwischen 20 und 30 Filialen mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern eröffnet werden sollen. Es würden in allen Kantonen laufend Standorte erworben. Im Gang sind auch Bauvorhaben in der Romandie, wo 2010 die ersten Verkaufsstellen in Betrieb genommen werden. Über die Orte will Martino noch nichts verraten.
Tatsache ist, dass in der kommenden Woche in Basel die Türen des dreissigsten Ladens geöffnet werden. Während Lidl in ländlichen Gebieten sogenannte Stand-alone-Lösungen mit genügend Parkplätzen bevorzugt, müssen in Innenstädten zwangsläufig Kompromisse eingegangen werden. Bis anhin lag der Schwerpunkt der Expansion stets in der Deutschschweiz, zumal das Warenverteilzentrum in Weinfelden (TG) steht.
Lidl war in der Schweiz mit den ersten 13 Filialen am 19. März 2009 gestartet und scheint mit dem ersten Jahr zufrieden zu sein. «Wir konnten viele Stammkunden gewinnen», bilanziert Martino. Das rund 1800 Artikel umfassende Sortiment komme sehr gut an. Die wesentlichen Gründe für den Erfolg liegen darin, dass Lidl wie Konkurrent Aldi am Markt sehr präsent ist und auf die Bedürfnisse der Schweizer Konsumenten eingeht. Diese kaufen zudem ihre Lebensmittel wieder vermehrt in heimischen Gefilden und weniger im Ausland ein. Mitte März will der Discounter an einer Pressekonferenz einen Rück- und Ausblick über seine Tätigkeit geben.
Zahlen dürften indessen auch dann kein Thema sein. Branchenkenner gehen davon aus, dass eine Lidl-Filiale durchschnittlich 15 bis 20 Mio. Fr. pro Jahr umsetzt. Der Betrag liegt wegen des breiteren Sortiments und dank preisaggressiven Aktionen höher als bei Aldi mit 10 bis 12 Mio. Fr. Letzterer ist 2009 zweistellig gewachsen und hat dabei gemäss Schätzungen die Milliardenmarke überschritten («NZZ am Sonntag» vom 17. 1.). Das Discount-Konzept von Lidl ist kostenintensiver als jenes des deutschen Konkurrenten, der den Aufwand mit seinen rund 1000 Artikeln möglichst tief hält. Aldi setzt vornehmlich auf Eigenmarken, während Lidl auch Markenartikel anbietet.
Denner : Lukratives Discountgeschäft
Der Detailhändler Denner ist letztes Jahr nicht nur überdurchschnittlich rasch gewachsen. Das Geschäft mit den Tiefpreisprodukten ist offenbar auch sehr rentabel: Der zur Migros-Gruppe gehörende Discounter Denner habe eine Betriebsgewinnmarge vor Steuern (Ebit)von rund 5% des Umsatzes erreicht, ist aus gut informierter Quelle zu erfahren. Bei einem Umsatz von 3 Mrd. Fr. bedeutet dies eine Summe von 150 Mio. Fr. Denner will sich nicht zum finanziellen Ergebnis äussern und veröffentlicht auch keine Ertragszahlen. (kep.)
Aldi, der bereits bei 113 Filialen angekommen ist, will auch dieses Jahr 20 bis 30 neue Läden eröffnen. Mittelfristig haben sich die Deutschen in der Schweiz ein Netz von rund 200 Läden als Zwischenziel gesetzt. Schätzungen des Marktforschungsinstituts GfK Switzerland in Hergiswil gehen davon aus, dass Aldi und Lidl 2010 zusammen einen Umsatz von 2,1 bis 2,2 Mrd. Fr. erwirtschaften werden.
Markenartikel: zu hohe Preise
Dieser Betrag ist noch einiges entfernt vom Schweizer Konkurrenten Denner. Der Discounter knackte im letzten Jahr erstmals die Marke von 3 Mrd. Fr. und legte umsatzmässig um überdurchschnittliche 2,6% zu. Offenbar war auch das finanzielle Ergebnis ein Erfolg (siehe Kasten). Die 100%ige Tochtergesellschaft der Migros kann auf 752 Filialen und Satelliten zählen und will 2010 diese Zahl um 10 bis 15 Einheiten erhöhen. In grossen Einkaufszentren entstehen Denner-Läden neuerdings im Verbund mit Migros-Supermärkten. Das Konzept wird in Weinfelden und Rüschlikon angewendet und soll weiterentwickelt werden.
Tiefere Preise sieht Denner nach wie vor bei den internationalen Markenartikeln. In diesem Bereich sei das durch die Industrie verursachte Niveau zu hoch. Würden technische Handelshemmnisse fallen und könnte der Discounter ausgesuchte Produkte direkt importieren, seien Reduktionen von 20% möglich, heisst es bei Denner.
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