Jamba-Bschiss-Alarm: Telefongesellschaften helfen beim Abzocken - Schweiz - News - Blick.ch
Von Silvana Guanziroli 15:43 12.04.2009
Jamba ist der grösste Klingeltonanbieter der Welt. Er operiert am Rande der Legalität und verdient Millionen mit Abzocker-SMS. Sunrise, Swisscom und Orange helfen sogar dabei.
Andreas Bernauer (37) hat nichts mit Klingeltönen am Hut. «Im Gegenteil, wenn ich die Werbespots von Jamba im Fernsehen sehe, stell ich sofort um. Die Töne nerven mich nur.»
Aber der Basler Treuhänder steht auf der Kundenliste von Jamba – völlig unfreiwillig und lange Zeit auch unwissentlich. «Im Januar hab ich meine Handyrechnung mal genauer angeschaut und festgestellt: Mir werden wöchentlich Fr. 9.90 abgebucht. Für sogenannte Premium SMS.» Was das sein sollte, wusste Bernauer nicht. Sofort kontrollierte er die Telefonrechnungen der letzten Monate. «Seit August wurden mir diese SMS belastet. Insgesamt kostete mich das fast 300 Franken.»
Wütend wendet er sich an seinen Handy-Vertragspartner Sunrise. «Dort hiess es, ich sei mit Jamba einen Vertrag eingegangen und habe ein Abonnement gelöst, mit dem ich Klingeltöne abrufen könne.» Bernauer kündigt das Abo sofort: per eingeschriebenen Brief. Zugleich fordert er eine Erklärung von Jamba und Sunrise. «Die Antwortbriefe waren eine Frechheit. Es wurde behauptet, ich hätte den Dienst auf der Jamba-Homepage selbst bestellt. Alles sei völlig richtig. Dabei bin ich noch nie in meinem Leben auf dieser Homepage gewesen.»
Bernauer ist kein Einzelfall. Bei SonntagsBlick meldeten sich weitere Betroffene. Und auch bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) kennt man das US-Unternehmen Jamba gut. «Wöchentlich gehen bei uns mehrere Beschwerden ein», so Oriana Gubinelli, SKS-Beraterin. Nun aber scheint Jamba eine neue Masche zu haben. Gubinelli: «Bisher war es so, dass dem Kunden mit dem Herunterladen eines Bildes versteckt ein Abo aufgeschaltet wurde. Dass ein solches Abo jetzt auch ohne diesen Vorgang aktiviert wird, ist neu.»
SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder: «Das ist Betrug, Irreführung und Täuschung. Wir setzen alles daran, dass es eine Gesetzesänderung gibt, damit Anbietern wie Jamba das Handwerk gelegt werden kann.»
Bei Jamba in Berlin will man von all dem nichts wissen. «Als weltweit agierendes Unternehmen halten wir uns an die jeweils gültigen gesetzlichen Regelungen und Verhaltenskodizes», rechtfertigt sich Sprecherin Juliane Walther gegenüber SonntagsBlick.
Trotz Abzocker-SMS steht Jamba mit den Schweizer Telekomfirmen in einer direkten Vertragsverbindung. «Wir transportieren die bestellten Inhalte und übernehmen zudem das Inkasso», heisst es bei Sunrise, Swisscom und Orange sinngemäss. Für die Inhalte und Vertragsabschlüsse sei man aber nicht zuständig. Sicher ist: Die Telekomfirmen verdienen an den SMS kräftig mit. In der Branche heisst es, dass rund 30 bis 60 Prozent des Rechnungsbetrags an sie gehen.
Darüber kann Andreas Bernauer nur den Kopf schütteln. Er sieht sich von Jamba und Sunrise gleichermassen ausgetrickst. «Wer klagt schon wegen 300 Franken? Und genau darauf spekulieren doch die Anbieter.» Immerhin: Aufgrund der SonntagsBlick-Recherchen bekommt er jetzt sein Geld von Jamba zurück.
Verunsicherte KundenAndreas Bernauer hatte sich bei seinem Handyprovider Sunrise beschwert, dass ihm ein Jamba-Abo verrechnet wurde, welches er nie gelöst hatte. Die Antwort: «Die von Ihnen beanstandete Rechnung haben wir einer eingehenden Überprüfung unterzogen, konnten jedoch keine Unstimmigkeiten feststellen. Die uns vorliegenden Aufzeichnungen und Daten belegen einwandfrei, dass sämtliche Premium SMS korrekt erfasst und belastet wurden.»
Der Brief verunsicherte Bernauer völlig: «Ich empfand ihn als Schuldzuweisung.» Wie es überhaupt zum Abo-Abschluss gekommen sein soll, vermag Sunrise nicht zu beantworten. Gegenüber SonntagsBlick räumt Mediensprecherin Sevgi Gezici ein: «Das können wir gar nicht nachprüfen. Wir haben keinen Zugriff auf diese Daten.» Immerhin sperrte Sunrise Bernauers Jamba-Dienst umgehend.
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