dimanche 2 août 2009

Es muss nicht immer Google sein

Schneller und schlauer: Alternativen zur grössten Suchmaschine der Welt

Von David Bauer

Google-Killer sind die Yetis des Internets. Tausendfach beschrieben, nie gesichtet. Was immer in den letzten Jahren als potenzieller Widersacher der mächtigsten Suchmaschine der Welt auftauchte, schrumpfte schnell auf Normalmass. Daran dürfte auch die neue Allianz von Microsoft und Yahoo wenig ändern. Die Nummern zwei und drei haben sich zuletzt nur gegenseitig Marktanteile strittig gemacht. Weltweit laufen gemäss Net Applications vier von fünf Suchanfragen über Google, Tendenz steigend, nicht fallend.

Als Allrounder-Suchmaschine ist Google nicht beizukommen. In Nischen aber fährt man mit Alternativen oft besser. Denn wer wie Google stets das grosse Ganze im Blick haben muss, hat nicht für jedes Detail einen geschärften Blick. Wie ein Zehnkämpfer nicht gleichzeitig der beste Sprinter sein kann.

Gerade Sprinter sind zunehmend gefragt. Die wichtigste Entwicklung im Bereich der Internetsuche ist diejenige hin zur Echtzeitsuche. Bisher waren Suchmaschinen darauf ausgerichtet, unser kollektives Gedächtnis zu durchsuchen. Das Web im Jahr 2009, in dem sich Neuigkeiten rasend schnell verbreiten, verlangt nach neuen Suchmaschinen. Solchen, die den reissenden Informationsfluss in Bahnen lenken können. Damit die Frage beantwortet werden kann, um die sich nach Schätzungen von Suchmaschinenexperten dreissig bis vierzig Prozent aller Suchanfragen drehen: Was passiert gerade?

Als die Meldung von Michael Jacksons Herzstillstand im Netz die Runde machte, dauerte es zweieinhalb Stunden, bis sie auch via Google zu finden war. Eine Ewigkeit. «Wir haben die Echtzeitsuche noch nicht im Griff,» gab Google-Chef Larry Page an einer Konferenz im Mai zu. «Ich habe unseren Suchexperten schon vor einiger Zeit gesagt, dass wir Suchresultate für jede Sekunde brauchen. Sie haben mich ausgelacht.»

Andere sind bereits da, wo Google hin will - weil sie sich nur auf die Echtzeitsuche konzentrieren und so viel weniger Daten verarbeiten müssen. Suchmaschinen ohne Langzeitgedächtnis, quasi. Dafür immer direkt am Puls des Internets.

Die Suchmaschine One Riot hat dafür einen Algorithmus namens PulseRank entwickelt. Sie durchsucht Dienste wie Twitter oder Digg, auf denen Aktuelles verbreitet wird. Sortiert werden die Ergebnisse danach, wie frisch eine Information ist und wie schnell sie sich verbreitet. Je nachdem, auf welcher Website sie veröffentlicht wurde und welche Personen sie weiterreichen, wird der Information zusätzliche Bedeutung beigemessen. One Riot gelingt es so, Informationen nicht nur in Echtzeit zu sammeln, sondern auch gleich zu gewichten.

Während One Riot einen raschen Überblick über ein Ereignis verschafft, liefert das im Mai lancierte Scoopler den Live-Ticker dazu. Einmal mit einem Stichwort gefüttert, schickt Scoopler die aktuellsten Meldungen aus dem Netz über den Bildschirm, chronologisch geordnet und sofort aktualisiert, wenn es Neues gibt. So lässt sich eine Etappe der Tour de France genauso verfolgen wie Microsofts Ringen um die Zusammenarbeit mit Yahoo.

Die Suche von Twitter eignet sich weniger gut als Live-Ticker, weil die Resultate manuell aktualisiert werden müssen. Dafür ist die Suchmaske differenzierter. So konnte man sich während der Unruhen im Iran beispielsweise nur Kurzmitteilungen vom Ort des Geschehens und in englischer Sprache anzeigen lassen. Twitter will sich verstärkt als Suchmaschine profilieren. Diese Woche wurde die Startseite umgestaltet und kommt nun mit einem prominent platzierten Suchfeld daher.

Gar keine Suchmaschine im eigentlichen Sinne, aber ein ausgezeichneter Web-Seismograph ist Bit.ly. Jeden Tag werden rund sieben Millionen Links mit Bit.ly verkürzt, damit sie in Kurzmitteilungen passen. Wann immer diese Links angeklickt werden, pro Woche über 250 Millionen Mal, registriert dies Bit.ly. Zu jedem Stichwort weiss die Suchmaschine so, welche Websites gerade besonders beliebt sind. Im Herbst will Bit.ly seinen Dienst ausweiten und eine jederzeit aktuelle Übersicht der meistgeklickten Inhalte im Netz anbieten.

Doch nicht nur bei der Suche nach aktuellen Ereignissen gibt es Dienste, die Google übertrumpfen. Andere brillieren in thematischen Nischen. Kayak etwa ist die Suchmaschine der Wahl wenn es an die Reiseplanung geht. Ob Flüge, Hotels oder Mietautos - im Nu sind alle Angebote aufgelistet und der günstigste Tarif gefunden. Wer eine Fluglinie bevorzugt oder eine Budgetobergrenze für das Mietauto hat, kann die Suche entsprechend eingrenzen. Selbst Unentschlossene werden versorgt: Man tippt seinen Startort ein und erhält eine Liste mit aktuell günstigen und beliebten Destinationen Microsofts Bing bietet diese Art der Suche ebenfalls, aber erst für die USA.

Exakte Antworten auf spezifische Fragen

Ein klassischer Yeti war Wolfram Alpha. Vor ihrer Lancierung im Mai hatte die Suchmaschine das Netz in Wallung gebracht. Inzwischen ist klar, dass Wolfram Alpha eine Nische besetzt und Google ergänzt. Die Maschine durchsucht nicht das Netz, sondern spezielle Datenbanken. Ihr Ziel ist nicht, die relevantesten Links zu einem Stichwort zu liefern, sondern exakte Antworten auf spezifische Fragen. Wolfram Alpha ist im Prinzip ein Taschenrechner, der mehr als nur Zahlen beherrscht. Fragt man die Maschine, welches «das fünftgrösste Land» sei, so kriegt man die Antwort ohne Umwege ausgespuckt: Nach Fläche und Einwohner ist es Brasilien, nach dem Bruttoinlandprodukt gerechnet Grossbritannien. Das Wetter am 26. August 1982? Bewölkt, 18 Grad, windstill. Für Informationen, die sich aus Listen und Statistiken kombinieren lassen, ist Wolfram Alpha unschlagbar.

Wer nach einer bestimmten Person sucht, greift am besten auf eine spezialisierte Personensuchmaschine zurück. Das frisch lancierte Pipl schickt sich an, rasch zur Nummer eins zu werden. Für Personen aus der Schweiz taugt allerdings 123People mehr. Kontaktdaten, Profile in sozialen Netzwerken oder Bilder sind schnell ausfindig gemacht. Über die Website lässt sich auch leicht überprüfen, was über einen selber im Netz gespeichert ist.

Google kann zwar alles, aber nicht alles am besten. Hier springen die Nischen-Suchmaschinen ein. Man muss bloss vor dem reflexartigen Googlen daran denken, dass es sie gibt.

Publiziert am 02.08.2009

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