dimanche 11 janvier 2009

Telefonieren wird 5 bis 10 Prozent billiger

«Telefonieren wird 5 bis 10 Prozent billiger»

Die Swisscom spürt bis jetzt nichts von der Krise: Das Geschäft läuft so gut, dass das Telekom-Unternehmen viel Geld an den Bund ausschütten kann. Auch die Kunden profitieren.

VON PATRIK MÜLLER UND RENÉ WORNI

«Sonntag»: Herr Schloter, wie hoch ist die Handy-Rechnung Ihrer Familie?

Carsten Schloter: Die Rechnung meiner Frau beläuft sich auf etwa 90 Franken im Monat, ich selber habe ein Geschäftshandy, und unsere drei Kinder haben noch kein Mobiltelefon.

Auch nicht Ihr Ältester, der 11 ist?

Er hat noch nie gesagt, er brauche ein Handy. Aber ich gehe davon aus, das wird sich bald ändern. Heute haben 40 Prozent der 11- bis 14-Jährigen ein Handy.

Wird Swisscom die Tarife senken?

Wir haben in den letzten Jahren die Preise fürs Telefonieren je rund 5 Prozent gesenkt. 2009 werden die Preisabschläge eher höher sein, wegen der Entbündelung im Festnetz.

Also Abschläge um 5 bis 10 Prozent?

Das ist möglich, im Fest- und auch im Mobilnetz. Einzelne Angebote werden sogar um mehr als 10 Prozent günstiger. Unter Druck kommen wird auch die Grundgebühr von heute 69 Franken für gebündelte telefonische Angebote auf dem Festnetz.

In Telefonkabinen sollen Gespräche sogar gratis werden, berichtete der «Tages-Anzeiger».

Ja, wir haben ein Pilotprojekt. Die meisten Telefonkabinen rechnen sich nie und nimmer, bei einigen Kabinen kommen nur fünf Franken pro Monat rein. Allein die Reinigung kostet ein Vielfaches. Aber wir müssen die Kabinen wegen der Grundversorgung betreiben, und das ist für Notfälle auch sinnvoll. Wir testen nun, kostenlose Gespräche anzubieten und so die Grundauslastung der Publifone zu verbessern – und dort dafür Werbung zu platzieren.

Haben Sie Angst, dass Ihre Umsätze einbrechen, weil die Leute in Krisenzeiten beim Telefonieren sparen?

In früheren Krisen haben die Menschen eher mehr telefoniert und ferngesehen als vorher – weil es günstiger ist, als Leute im Ausgang zu treffen. Ob es auch diesmal so sein wird, werden wir sehen.

Hat Swisscom im vierten Quartal 2008 die Krise schon gespürt?

Bisher gar nicht, keine Spur von Krise. Bei den Geschäftskunden läuft das Projektgeschäft so gut wie noch nie. Bei den Privatkunden spüren wir ebenfalls nichts Negatives. 2008 war ein gutes Jahr, die genauen Zahlen liegen noch nicht vor, aber wir gehen davon aus, dass wir die Ende des dritten Quartals kommunizierten Ziele erreichen werden.

Einen starken Wachstumsschub brachte der Zukauf des italienischen Breitband-Telekom-Unternehmens Fastweb, das den Umsatz und das operative Ergebnis deutlich steigerte.

Letztes Jahr schüttete Swisscom an den Bund als grössten Aktionär 590 Millionen Franken aus. Wie viel wird es diesmal sein?

Die ausschüttbaren Mittel liegen für das Geschäftsjahr 2008 um 20 bis 25 Prozent höher als im Vorjahr, im Wesentlichen dank Fastweb. Bei der Beurteilung der Ausschüttung werden wir auch das Marktumfeld und die Möglichkeiten zur Refinanzierung berücksichtigen. Der Entscheid liegt dann bei der Generalversammlung.

Das neue Jahr wird härter. Rechnen Sie mit einem sinkenden Umsatz?

Fastweb wird weiter wachsen. In der Schweiz werden wir die Mindereinnahmen wegen der Preissenkungen wohl nicht vollständig kompensieren können durch Mehreinnahmen in neuen Geschäftsfeldern. Das ist neu.

Plant Swisscom einen Stellenabbau?

Wir haben kein konjunkturbedingtes Abbauprogramm. Es gibt – wegen des Strukturwandels – wie in den letzten Jahren Bereiche, wo wir Arbeitsplätze streichen werden, etwa beim rückläufigen Auskunftsdienst 1811. Anderswo schaffen wir aber neue Stellen, etwa im Aussendienst und in der Kundenbetreuung. Ob wir Ende Jahr unter dem Strich mehr oder weniger Arbeitsplätze anbieten werden, weiss ich heute nicht.

Sie investieren in den Ausbau des Glasfasernetzes in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Franken. Ihre Konkurrenten können nicht mithalten und befürchten ein Swisscom-Monopol.

Wir haben gewissen Stadtwerken angeboten, dass sie das Netz selber bauen und wir uns beteiligen. Wir müssen nicht Eigentümer des Glasfasernetzes sein. Wir brauchen aber Zugang zu einer eigenen Faser, damit wir darauf unser Angebot möglichst vielfältig gestalten können.

Deshalb braucht es ein Netz mit vier Fasern, das auch anderen Betreibern dieselben Möglichkeiten bietet. Ein Netz mit nur einer Faser zu verlegen, wäre eine massive Einschränkung des Wettbewerbes.

Ab wann und worauf kann sich der Kunde dank der Glasfaser freuen?

Der Baustart erfolgte bereits, bis Mitte Jahr wollen wir erste kommerzielle Angebote lancieren. Der weitere Ausbau des Glasfasernetzes bis in die Haushalte dauert etwa zehn Jahre. Es ist wichtig, dass die Schweiz in dieser Technologie Spitze ist.

Heute liegen Japan und Südkorea vor uns, das hat aber spezielle Gründe. Glasfaser ist nötig, weil es immer mehr Dienste gibt, die eine hohe Bandbreite erfordern, wie You Tube mit Videos. Die Filme werden dank Glasfaser in hoher HD-Qualität übertragbar sein.

Während das Glasfasernetz aufgebaut wird, soll das Fernmeldegesetz bereits wieder geändert werden. Was bedeutet dies für Swisscom?

Bloss 20 Monate nach der Revision des Fernmeldegesetzes können bereits 50 Prozent aller Schweizer Kunden auf Angebote von Sunrise und weiteren Anbietern zugreifen – von Swisscom völlig unabhängig. So schnell ging das nirgendwo sonst in Europa.

Jetzt werden Milliarden in das Glasfasernetz investiert. Das Gesetz schon wieder zu ändern, wäre für die investierenden Unternehmen während vieler Jahre ein hemmendes Signal. Die Politik steht vor einem Dilemma: Es sollen bestimmte Fragen geklärt, aber gleichzeitig die Rechtssicherheit nicht beeinträchtigt werden.

Viele Unternehmen kämpfen für die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Länder Rumänien und Bulgarien. Ist diese Abstimmung für Swisscom wichtig?

Auch wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte und damit einen offenen Arbeitsmarkt, aber es geht um mehr. Wenn wir die bilateralen Verträge mit der EU infrage stellen, wird das ganze Vertragspaket wieder aufgeschnürt. Und die EU sucht derzeit nach Möglichkeiten, Druck zu machen auf die Schweiz. Ein Bruch der Vereinbarung mit der EU bliebe für die Schweiz nicht ohne Folgen.

(mz/owa)

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